Um Kommissionier- oder Montageprozesse zu optimieren, haben sich so genannte »Pick-by-Light«-Lösungen (zu Deutsch etwa »Auswählen durch Lichtanzeige«) etabliert. Umständliche und unübersichtliche Packlisten in Papierform haben damit ausgedient. Mit Start eines Kommissionierauftrages wird dem Arbeiter durch eine Signallampe direkt an der Lagerbox angezeigt, welche Artikel er entnehmen muss. Durch eine Quittierungstaste wird die korrekte Entnahme abschließend bestätigt. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Der Kommissionierer wird Schritt für Schritt geführt, das Lichtsignal informiert schnell und eindeutig über den korrekten Entnahmeort, es müssen keine unnötigen Listen oder Belege ausgefüllt oder mitgeführt werden, die Suchzeit kann so verringert und die Kommissioniergeschwindigkeit gesteigert werden. Einziger Nachteil: bisher werden Pick-by-Light-Systeme vorwiegend kabelgebunden realisiert, ein Nachrüsten einzelner Lagerboxen ist umständlich und kostenintensiv.
Mit der Nutzung der RFID-Technologie (engl. radio-frequency identification) schlägt das Fraunhofer IPMS eine alternative Lösung vor: »RFID-Tags beziehen die für ihren Betrieb benötigte Energie drahtlos aus dem abgestrahlten elektromagnetischen Wechselfeld des RFID-Readers. Sie arbeiten wartungsfrei und haben eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer«, erklärt Prof. Dirk Reichelt, Forschungsleiter am Fraunhofer IPMS. »Die Nutzung von passiven, also batterielosen, RFID-Sensoren hat den Vorteil, dass für die Nachrüstung einer Box weder Kabel noch Batterien notwendig werden«. Bei der Lösung des Fraunhofer IPMS werden zum Beispiel Sichtlager- oder Stapelboxen mit passiven RFID-Tags ausgestattet. Diese »intelligenten« Behälter können so eindeutig identifiziert und angesteuert werden. Dabei zeigt eine auf dem RFID-Tag integrierte LED dem Arbeiter durch Aufleuchten die jeweils richtige Entnahmebox an. Gleichzeitig ermittelt die Box mit einem integrierten RFID-Wiegesensor Gewicht und Materialbestand und leitet bei Bedarf einen Nachfüllprozess ein. Die manuelle Ermittlung des aktuellen Bestandes oder die Rückmeldung von Materialentnahmen können so entfallen.
Die Entwicklung von RFID-Sensorik für intelligente Warenbehälter ist Teil eines Komplettangebots des Fraunhofer IPMS: Dieses beginnt bei der individuellen Beratung zu RFID-Anwendungen, führt über die Entwicklung von RFID-Schaltkreisen mit einer integrierten Sensor-Bridge, welche die Anbindung nahezu beliebiger Sensoren erlaubt, den Hardware-Aufbau von Sensor-Transpondern und deren individuelle Anpassungen an spezifische Applikationsszenarien und endet bei der Einbindung in existierende Softwaresysteme mit integrierter Datenanalyse und Prozesssteuerung. Um den Nutzen der RFID-Sensor-Technologie des Fraunhofer IPMS für unterschiedlichste Anwendungsfelder zu erproben, bietet das Dresdner Forschungsinstitut seinen Kunden Customer Evaluation Kits an.
Auf der LogiMat, der internationalen Fachmesse für Distribution, Material- und Informationsfluss, vom 14. - 16. März 2017 in Stuttgart, stellt das Institut seine Pick-by-Light-Lösung auf dem Gemeinschaftsstand des Industrieverbandes AIM am Stand 4F02 in Halle 4 vor. Gemeinsam mit dem AIM präsentiert das Fraunhofer IPMS darüber hinaus Szenarien mit beispielhaften Prozessabläufen in Produktion, Materialfluss und Logistik im Rahmen des so genannten Tracking & Tracing Theatres (Halle 4 / F05). In verschiedenen Einzelschritten wird hier gezeigt, wie bewegte Objekte mit AutoID-Technologien sowie Sensoren verfolgt werden. Gemeinsam mit Industriepartnern ist das Fraunhofer IPMS hier mit drei Stationen vertreten. Mehrmals täglich können Messebesucher an geführten Rundgängen durch das T&TT teilnehmen.